Bundesliga

Interview mit Meister-Kapitän Hugo Calderano (TTF Liebherr Ochsenhausen): „Wir sind als Team aufgetreten“
Die TTF Liebherr Ochsenhausen haben zum fünften Mal die deutsche Mannschaftsmeisterschaft gewonnen. Im Liebherr TTBL-Finale und gleichzeitigen Abschiedsspiel für Timo Boll vor der Rekordkulisse von 5.000 Zuschauern in Frankfurt entthronten die Oberschwaben Bolls Mannschaft Borussia Düsseldorf durch ein 3:2 und machten ihr drittes Double auf nationaler Ebene perfekt. TTF-Kapitän und Vizeweltmeister Hugo Calderano, der sich ebenfalls aus der Bundesliga verabschiedete, spricht im Interview über den Stellenwert des Titels, seinen Weggang aus Deutschland sowie den Neuaufbau beim neuen Titelträger.
Hugo Calderano, Gratulation zum Gewinn der deutschen Meisterschaft mit den TTF Liebherr Ochsenhausen. Mit welchen Gefühlen schauen Sie auf den Titelgewinn?
Es war kein einfaches Spiel. Ich habe nach meinem ersten gegen Timo Boll im Spiel gegen Dang Qiu nicht meine Bestform zeigen können, aber dafür haben Simon Gauzy und vor allem Shunsuke Togami in ihren Matches mindestens einmal punkten können. Wir sind also wieder als Team aufgetreten, was uns schon die ganze Saison stark gemacht hat. Ich bin einfach sehr glücklich.
Was hat im Endspiel den Ausschlag gegeben?
Düsseldorf ist immer ein starker Gegner, deswegen war wichtig, dass wir im Doppel Selbstvertrauen hatten. Das war für uns der Schlüssel zum Sieg.
Das Finale war ja fast von Anfang bis Ende geprägt von Timo Bolls Abschied. War es sehr schwer für Sie, in Ihrem Auftakteinzel gegen diese lebende Legende konzentriert zu bleiben, erst recht, als Boll nach Ihrer 2:0-Führung ausgeglichen hatte?
Alle wissen und sind darauf vorbereitet, dass Timo immer bis zum Schluss versucht, Lösungen zu finden, und er hat ja auch wirklich noch einmal bewundernswert gekämpft. Aber wir wissen alle auch, dass Sport brutal sein kann: Ich musste mein Bestes geben, und leider können im Sport nicht zwei gewinnen. Aber ich glaube, dass es für Timo auch trotz seiner und Düsseldorfs Niederlage ein schöner Abschied war.
Was war denn zwischendurch passiert, als Timo ausgleichen und im fünften Satz sogar auf 5:1 davonziehen konnte?
Timo kann schon auch noch spielen…. Aber insgesamt war es durch die Hitze in der Halle wohl für niemanden von uns Spielern leicht zu spielen. Ich hatte da deswegen wohl auch etwas meine Konzentration verloren.
Das Finale war Ihr letztes Spiel im Ochsenhausener Trikot. Wie schwer fällt Ihnen dieser Schritt nach gut einem Jahrzehnt?
Ich habe in den vielen Jahren in Ochsenhausen viele gute Erinnerungen gesammelt - mit der Mannschaft, mit den Menschen, im Verein. Ich bin sehr glücklich darüber, mit der Mannschaft für Ochsenhausen noch einmal den Meister-Titel und wie 2019 auch das Double gewonnen zu haben. Ich verlasse Ochsenhausen, aber Ochsenhausen und seine vielen Menschen bleiben für immer in meinem Herzen. Ich werde auch noch ganz oft in Ochsenhausen sein.
Kam Ihnen zu keiner Zeit in den zurückliegenden Wochen mit vielen persönlichen Erfolgen für Sie nie eine Kehrtwende in den Sinn?
Als ich in der Bundesliga angefangen habe, war es wichtig für mich, in vielen Spielen Erfahrungen auf möglichst hohem Niveau zu sammeln. Aber inzwischen habe ich einen anderen Punkt in meiner Karriere erreicht: Ich bin älter, und es gibt immer mehr internationale Turniere in der WTT-Serie. Ich bin schon in dieser Saison an meine Grenzen gekommen.
Außer Ihnen hat auch Ihr langjähriger Mannschaftskamerad Simon Gauzy nach ebenfalls vielen Jahren im Endspiel seine Abschiedsvorstellung für Ochsenhausen gegeben. Was bedeutet diese Zäsur für Ihren bisherigen Klub?
Es ist aus meiner Sicht natürlich nicht so einfach für Ochsenhausen. Aber der Verein hatte schon immer die Philosophie und Mentalität, junge Spieler zu entwickeln und nach vorne zu bringen. Deswegen ist jetzt auch wieder eine gute Gelegenheit gekommen, um etwas Neues aufzubauen.
Sie hatten Ochsenhausen schon einmal verlassen und waren vor zwei Jahren zurückgekehrt. Ist für Sie auch ein drittes Engagement bei den TTF vorstellbar?
Warum nicht? Ich kann nicht sagen, dass ich es für unmöglich halte. Meine Karriere ist hoffentlich noch lang, vielleicht noch zehn oder auch 13 Jahre, da kann noch viel passieren. Wir werden sehen.
Interview: Florian Manzke
Beitragsbild oben: Hugo Calderano von TTF Liebherr Ochsenhausen (Foto: BeLa Sportfoto)