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Der „TTBL-Spieler des Monats Oktober“: Marcelo Aguirre (Werder Bremen)
In einer Social-Media-Umfrage konnten die Fans der Tischtennis Bundesliga nach den Spieltagen fünf und sechs der neuen Saison ihren „TTBL-Spieler des Monats Oktober“ wählen. Dabei standen insgesamt fünf Kandidaten zur Wahl (in alphabetischer Reihenfolge): Marcelo Aguirre (Werder Bremen), Benedikt Duda (TTC Schwalbe Bergneustadt), Kanak Jha (Borussia Düsseldorf), Anders Lind (Borussia Dortmund) und Dang Qiu (Düsseldorf). Aguirre erhielt die meisten Stimmen.
Er hatte keine Chance – und nutzte sie: Marcelo Aguirre von Spitzenreiter Werder Bremen hat sich durch seinen Coup gegen den neuen TTBL-Superstar Fan Zhendong (1. FC Saarbrücken-TT) einen Traum erfüllt und darf sich seitdem ganz unbescheiden und vor allem ohne jede Übertreibung „Olympiasieger-Besieger“ nennen. Das Karriere-Highlight des Paraguayers verhalf seiner Mannschaft in der Endabrechnung (3:2) mindestens bis weit in den Herbst hinein im mutmaßlich spannendsten Rennen der Liga-Historie um die Play-off-Plätze zu einer überraschend günstigen Ausgangsposition.
Für sein beeindruckendes Husarenstück kürte die TTBL-Community Aguirre zum „Spieler des Monats“. Mit 53 Prozent der Stimmen setzte sich der 32-Jährige deutlich vor dem Londoner Star-Contender-Gewinner Dang Qiu (20 Prozent) und Top-10-Star Benedikt Duda (18), die bei der Team-EM in Zadar zusammen Bronze geholt hatten, durch.
Aguirres sensationeller Erfolg gegen Fan ist der Auszeichnung auch tatsächlich uneingeschränkt würdig. Schließlich konnte sich der Linkshänder, in der Weltrangliste aufgrund seiner reduzierten Einsätze bei WTT-Turnieren an Position 173 geführt, nicht unbedingt als „natürlicher“ Anwärter auf einen Sieg gegen den zweimaligen Weltmeister ansehen, ja nicht einmal als Kandidat für ein Match gegen die Ikone: Bei Bremens Siegen in den drei ersten Spielen der Saison hatte der Werder-Neuzugang Irvin Bertrand vollauf überzeugen können und Aguirre, der in der zurückliegenden Spielzeit in seinen neun Matches nur einmal gewonnen hatte, stets tatenlos zuschauen müssen.
Seinen Einsatz gegen Saarbrücken verdankte der Südamerikaner außer dem taktischen Geschick von Bremens „Trainer-Fuchs“ Cristian Tamas besonders seinem Fleiß. „Marcelo hatte sich diese Chance durch gute Arbeit und gutes Training verdient“, begründete der Coach nach Spielende seinen überraschenden Schachzug gegen die vermeintliche Übermannschaft der Liga: „Gegen Fan hatte Marcelo nichts zu verlieren und hat unser Vertrauen eindrucksvoll bestätigt.“
Das Duell mit dem langjährigen Weltranglistenersten muss Aguirre wie ein Tischtennis-Märchen erlebt haben. Der 32-Jährige „klaute“ Fan zunächst nach Abwehr eines Satzballes den ersten Durchgang noch mit 12:10 und ließ sich auch nicht durch den anschließenden Satzgewinn des Chinesen zermürben. Im Gegenteil: Mit enormer Ausdauer beharkte der Aguirre seinen zunehmend ratlosen statt übermächtigen Kontrahenten in den beiden nächsten Durchgängen mit 11:6, 11:6 erfolgreich weiter.
„Ich bin glücklich und stolz, dass ich einen der besten Spieler aller Zeiten geschlagen habe. Diesen Sieg werde ich niemals vergessen“, ordnete Aguirre seinen Coup ganz oben in seiner persönlichen Wertigkeitsskala ein. Sein Erfolgsrezept? „Man muss gegen so einen starken Gegner einfach alles reinwerfen und alles riskieren.“
Der Sieg des einst jüngsten Olympia-Teilnehmers (2008 in Peking) besaß Seltenheitswert: In seiner bald 15-jährigen Laufbahn auf internationaler Bühne hatte Fan bis zu seiner Niederlage gegen Aguirre erst 21-mal nicht-chinesischen Spielern zum Erfolg gratulieren müssen.
Florian Manzke








